Die von Yardi und der European Public Real Estate Association (EPRA) im Jahr 2022 durchgeführte PropTech-Umfrage zielte darauf ab, aktuelle Erkenntnisse über die Einführung von PropTech in Europas Immobilienbranche zu gewinnen.
Fachleute aus 25 Ländern gaben Auskunft über Einführung und aktive Nutzung von PropTech bei verschiedenen alltäglichen Verfahren der Immobilienverwaltung.

Im Nachgang der Umfrage organisierte Richard Gerritsen, Senior Director bei Yardi, eine Podiumsdiskussion mit Expertinnen und Experten von Grainger, Swiss Prime Site, Citycon und JLL, um die Ergebnisse zu besprechen und die Auswirkungen, die Herausforderungen und den künftigen Einsatz von PropTech in der Immobilienbranche zu beleuchten.
- Achille Simmo, head of business development for JLL
- Kirsi Simola-Laaksonen, CIO for Citycon
- Bastian Zarske Bueno, venture capital investor for Swiss Prime Site
- Paul Glibbery, CIO for Grainger
- Andreas Hoffmann, head of property, Europe, for Cromwell European REIT
Was bedeutet für Sie PropTech?
Bevor die Umfrageergebnisse besprochen wurden, eröffnete Gerritsen die Diskussion mit der Frage an die Podiumsgäste, was PropTech für sie und ihre Unternehmen bedeutet. Trotz der verschiedenen Marktsegmente war man sich einig, dass „Technologie nur der Wegbereiter“ für umfassendere organisatorische Veränderung und Innovation sei.
„Bei PropTech geht es darum, eine Brücke zwischen Immobilienbranche und Technologie zu bauen“, sagte Andreas Hoffmann von Cromwell European REIT. „Die richtige Herangehensweise an PropTech ist nicht, Technologie einzusetzen und das Problem zu finden, sondern zunächst das Problem zu erkennen und dann die richtige Technologie zur Lösung auszuwählen.“
Es bestand Konsens darüber, dass PropTech, wenn erst einmal die Ziele und Strategien festgelegt wurden, genutzt werden kann, um jene Ziele effizienter und gewinnbringender zu erreichen.
„PropTech gibt uns die Gelegenheit, unsere Unternehmenstätigkeit vom Kopf auf die Füße zu stellen“, sagte Paul Glibbery von Grainger. „Die Herausforderung ist jedoch, Experimentierfreudigkeit in einer Branche zu etablieren, die vor allem durch schnelle Renditen angetrieben wird. Wenn Unternehmen bereit sind, aus ihrer Komfortzone herauszutreten, indem sie Technologie implementieren und einer neuen Strategie folgen, müssen sie auch mit gelegentlichen Fehlschlägen rechnen.“
Bastian Zarske Bueno von Swiss Prime Site lieferte ergänzende Einblicke aus Investorensicht. „PropTech beinhaltet unterschiedliche Rollen im Unternehmen, je nachdem wie die Zusammenarbeit aussieht. Für uns ist es nicht nur ein Lieferant, sondern eine Investitionsmöglichkeit, um nachhaltiger in neue Märkte und Tätigkeitsrichtungen hineinzuwachsen.“
Welche Trends zeichneten sich in der PropTech-Umfrage ab?
Die wichtigsten Ergebnisse der PropTech-Umfrage von Yardi waren, dass 68 % der Befragten die Technologieeinführung als ein Thema für die Geschäftsführung und nicht für die IT-Abteilung einstuften und 50 % davon ausgingen, dass Technologie in den nächsten fünf Jahren starke Auswirkungen auf ihr Unternehmen haben wird.
Trotz scheinbar positivem Ausblick wiesen 46 % der Unternehmen der Einführung von PropTech keine hohe Priorität zu, und lediglich 2,4 % der Befragten waren bereit, in den nächsten fünf Jahren mehr als 7 % ihres Jahresbudgets in entsprechende Technologien zu investieren. Die meisten (40 %) beabsichtigten, 0-3 % ihres Budgets zu investieren, oder sie waren sich nicht sicher (37,6 %).
Achille Simo von JLL thematisierte das Missverhältnis zwischen der Würdigung von PropTech und der Investitionsbereitschaft: „Als Immobilienexperten müssen wir uns mit dieser Lücke zwischen Wahrnehmung und Maßnahme der Einführung von PropTech beschäftigen.“
Kirsi Simola-Laaksonen von Citycon ergänzte: „Die Immobilienbranche hat klar aufgezeigt, dass PropTech zahlreiche Möglichkeiten in vielen Bereichen der Branche bietet. Dennoch bedarf es noch immer mehr Klarheit in Bezug auf Ziele und Absichten, um eine Priorisierung zu steuern, ebenso wie einer sicheren Finanzierung für diese Initiativen.“
Die Kluft zwischen Überzeugung und Investition verringern
Für einen nahtlosen Übergang in die Technik ist eine Digitalstrategie als Teil der Unternehmensabläufe unerlässlich, da sie eine proaktive Einstellung in der gesamten Unternehmenskultur von oben nach unten fördert. Das Ziel der PropTech-Umfrage von Yardi war es, nachzuvollziehen, wie die Branche die Einführung von PropTech tatsächlich angeht.
Knapp 35 % der Befragten gaben an, über eine Digitalstrategie zu verfügen, die entweder outgesourct wurde oder noch in Planung war, was die Podiumsgäste zu Spekulationen veranlasste.
„In vielen Unternehmen fehlt ein Power-User für Technologie. Das heißt, eine Person, die die Kontrolle übernimmt, sich mit Datenanalyse auskennt und das Beste aus den Systemen herausholt“, sagte Zarske Bueno. „Es besteht noch sehr viel Unsicherheit auf dem Markt, und ohne PropTech-Verantwortliche kann ausgefeilte Technologie zu technischen Sprachbarrieren und unsachgemäßem Datengebrauch führen.“
Wie überwinden wir die Hindernisse bei der PropTech-Einführung?
Insgesamt hat die Umfrage gezeigt, dass sich neue Technologien positiv auf die Unternehmensleistung ausgewirkt haben, denn 60 % der Befragten gaben den Wert in den letzten fünf Jahren mit „7 oder mehr von 10“ an. Wichtige Verbesserungen betrafen vor allem mehr Produktivität und Effizienz sowie die Fähigkeit, fundiertere Investitions- und Geschäftsentscheidungen treffen zu können.
Wie bereits erwähnt, ist die Digitalisierung jedoch mit einigen Hürden verbunden. Gerritsen fragte die Podiumsgäste, wie die Branche diese Hindernisse überwinden könne.
„Eine der positivsten Entwicklungen bei der Beschleunigung der Einführung von Technologie ist, dass fast 70 % der Befragten PropTech als Unternehmensthema betrachten“, sagte Glibbery. „Jedoch kann ein PropTech-Projekt schnell zum IT-Projekt werden und das Unternehmen zum Zuschauer degradieren. Um das zu verhindern, ist Engagement seitens des Unternehmens grundlegend.“
Die Expertinnen und Experten stimmten überein, dass Unternehmen zunächst die Kapazitäten für Änderungen schaffen müssten, statt davon auszugehen, dass Teams dies zusätzlich zu ihrer täglichen Arbeit leisten. Auf diese Weise fügt sich Technologie nahtlos als kulturelle Transformation ins Unternehmen ein, und Beschäftigte werden bei der Digitalisierung mitgenommen.
Angesichts einer Branche, die von greifbaren Objekten wie Gebäuden geprägt ist, stellte Simola-Laaksonens fest: „Auch wenn es schwierig ist, müssen wir mutiger werden und Technik einsetzen, die nicht immer greifbar ist. Um diese Herausforderung einfacher zu gestalten, müssen wir für mehr Transparenz sorgen, offen kommunizieren und die Branche über Erfolge und Probleme der PropTech-Einführung aufklären.“
Wie definiert sich Erfolg bei der PropTech-Einführung?
Trotz der angesprochenen Hindernisse ergab die PropTech-Umfrage von Yardi, dass über 50 % der Befragten davon ausgehen, dass Technologie in den nächsten fünf Jahren starke Auswirkungen auf ihr Unternehmen haben wird. Und so brachte Gerritsen die Podiumsdiskussion mit der Frage nach dem Erfolg der Gäste bei der eigenen PropTech-Einführung zum Abschluss.
Erfolg gehe mit verbesserten Unternehmenskennzahlen, mehr strategischem und operativem Tempo und damit mehr Rentabilität einher, kam das Podium überein.
„PropTech bietet die Gelegenheit für einen kulturellen Wandel, um echte, datengesteuerte Entscheidungen zu forcieren“, sagte Zarske Bueno. „Erfolg leitet sich aus der Fähigkeit ab, Daten in der Immobilienbranche mit Erfahrungs- und Wissensreichtum zu korrelieren, um das eigene Unternehmen besser zu verstehen.“
Um den technologischen Standpunkt zusammenzufassen, ergänzte Gerritsen: „Der Erfolg von PropTech liegt nicht in der Investition in eine Mieter-App, die ‚cool aussieht‘ und 27.000 verschiedene Farben hat. Bei PropTech geht es um die Veränderung des Unternehmens und des Betriebsmodells sowie die Fähigkeit und Bereitschaft dazu. Hierin liegt die wahre Innovation. Wenn wir über PropTech wie etwa die Lösungen von Yardi reden, ist das höchstens ein Drittel des Ganzen. Die angebotene Technologie ist lediglich der Vermittler – bei PropTech geht es um Unternehmen, die bereit sind, sich zu verändern.“